Aktuelle Studie der Boston Consulting
Group ergibt: Geschwindigkeit, aktuelle Informationen und Vertrauen sind die
"Traffic"-Macher im Web [18.08.2000 - 14:01 Uhr]
München (ots) - Deutschland belegt im BCG-Europa-Ranking der Website-Qualität Platz 4
Es zahlt sich aus, in den Aufbau und den Inhalt des Internet-Auftritts zu investieren.
Denn eine qualitativ hochwertige Website führt zu mehr Traffic. Was eine Website
erfolgreich macht, sind eine klare Navigation, ein schneller Seitenaufbau und der Verzicht
auf aufwendige Features. Inhaltlich müssen aktuelle Produktberichte und alle notwendigen
Informationen für eine Online- und eine Offline-Transaktion vorhanden sein. Reale
Ansprechpartner für die unterschiedlichen Geschäftsbereiche und
Kommunikationsplattformen für die Kunden ("community features") schaffen
Vertrauen.
"Wenn der Seitenaufbau ,Stunden' braucht oder der User Informationen auf Anhieb
nicht finden kann, bricht er die Aktion ab, surft zur Website des Konkurrenten - und kehrt
in vielen Fällen nicht mehr wieder", so Dr. Antonella Mei-Pochtler,
Geschäftsführerin The Boston Consulting Group in München und Wien.
Die Untersuchung von The Boston Consulting Group (BCG) basiert auf einer detaillierten
Analyse des Web-Auftritts der "Europe's 500" (E500), einer Rangliste der bei
Arbeitsplatzschaffung und Umsatzwachstum expansivsten europäischen Unternehmen. Dieses
Ranking wird jährlich von "Growth Plus" erstellt, einer Organisation, die sich
der Förderung des Unternehmertums in Europa annimmt. In Deutschland sind es 108 Firmen,
die den Sprung in dieses Ranking geschafft haben. Von den deutschen E500-Unternehmen haben
91 eineWebsite, die einer Bewertung unterzogen wurde.
Die Möglichkeiten des Webs noch nicht entdeckt: Zwei Drittel nutzen die Website nur als
elektronische Imagebroschüre
Nur 77 Prozent der Europe's 500 haben eine Website. Die Vorteiledes Internets -
beispielsweise Dialog-Angebote und Verkaufsmöglichkeiten - nutzt nur ein Drittel der
Unternehmen. 67 Prozent bieten reine Information, 23 Prozent haben zusätzlich
Kommunikationstools eingerichtet und nur 10 Prozent verkaufen auch Produkte und
Dienstleistungen übers Web.
Unter den E500 sind nur 11 Prozent
"pure players", also Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen
ausschließlich für oder über das Internet anbieten. "Dieser Prozentsatz zeigt sehr
deutlich, dass die E500 ihr Wachstum nicht dem ,Internet-Boom' zu verdanken haben, sondern
vorwiegend in der ,Old Economy' erfolgreich sind", so Dr. Antonella Mei-Pochtler.
Web-Qualität hat vier Dimensionen: Der
"BCG Website Quality Index"
BCG definierte und analysierte insgesamt
60 Items, unterteilt in die Dimensionen "Navigation", "Information",
"Kommunikation" und "Transaktion". Aus der Analyse der 60 Items ergibt
sich der "BCG Website Quality Index", der einen Qualitätsvergleich der
einzelnen Websites zulässt. Die Top-Site kann gemäß dem Index einen maximalen Wert von
100 erreichen.
Belgien - Spitzenreiter, Deutschland im Länder-Ranking auf Platz 4 Die südlichen
Ländern nehmen die letzen Plätze in der BCG-Aufstellung ein
Im Website Länder-Vergleich nimmt Belgien in diesem Ranking den ersten Platz ein, die
mitteleuropäischen Länder liegen im ersten Drittel, die südlichen nehmen die letzten
Plätze ein
Die belgischen Europe's 500-Unternehmen verzeichnen einen Durchschnittswert von 32,5 im
BCG-Index. Sie sind nicht nur im Gesamtdurchschnitt die besten, sondern verzeichnen auch
bei den Online-Einkaufsmöglichkeiten den höchsten Wert. Auch die beste Website kommt aus
diesem Land: Das IT-Unternehmen "Lernout & Hauspie" erhielt den
BCG-Indexwert 63.
Auf Platz zwei mit einem Indexwert von 30,9 rangiert Luxemburg, gefolgt von Irland mit
29,6.
Deutschland liegt mit einem Indexwert von 29 an vierter Stelle. Die deutschen
Unternehmen der Europe's 500 erzielten vor allem beim Aufbau und der Struktur der Webpages
("Navigation") sowie in der Dimension "Information" und
"Kommunikation" gute Durchschnittswerte. Verbesserungsbedarf besteht noch bei
den Transaktionsmöglichkeiten, die bislang nur von wenigen deutschen Unternehmen genutzt
werden. Nummer eins auf der Unternehmens-Rangliste ist die NSE Software AG mit einem
Indexwert von 48,7, gefolgt von TDS Informations-Technologie AG mit einem Wert von 45 und
der Basler AG mit 44,3.
Die letzten Plätze im BCG-Website-Quality-Ranking nehmen Spanien, Portugal und Italien
ein. In diesen Ländern ist das Internet generell noch nicht ausgeprägt: Die
Zugangszahlen der Bevölkerung und auch die Online-Umsätze sind in den südeuropäischen
Staaten noch sehr gering. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt liegt die
Internetdurchdringung dort um sechs bis acht Monate zurück.
Allerdings, ein Vergleich der durchschnittlichen Web-Qualität mit der
Internet-Durchdringung des jeweiligen Landes zeigt ein etwas unerwartetes Ergebnis: Die
Website-Qualität steigt nicht linear mit der Internetdurchdringung an. Mei-Pochtler:
"Wir nehmen an, dass mit zunehmender Internetnachfrage der Bevölkerung die
Unternehmen ins Web einsteigen, selbst wenn ihre Seiten noch nicht ausgereift sind."
Dienstleistungsunternehmen bemühen sich mehr: Der IT & Internet-Bereich führt das
Website Qualitäts-Ranking nach Branchen
Nach Sektoren aufgesplittet führen die Dienstleister, allen voran der Bereich IT &
Internet, gefolgt von Engineering und Management. Auf Platz vier im BCG-Branchen-Ranking
der durchschnittlichen Webpage-Qualität rangieren die Hersteller von elektronischen
Geräten. Diese Branche war eine der ersten, die sich das Internet für Online-Verkäufe
zunutze machte. Die beste Durchschnittsbewertung bei den Transaktionen verzeichnen die
Branchen Finanzdienstleister und Textilerzeuger.
Mei-Pochtler: "Der maximale Indexwert ist 100. Im Länder- und im Branchenranking
beträgt der Durchschnittswert rund 30. In der Strukturierung der Website und der
einfachen Bedienung haben die Unternehmen ihre Hausaufgaben bereits einigermaßen gut
gemacht. Größere Schwachstellen zeigt der Aufbau einer Web-Community und der direkte
Support. Der Bereich der ,Transaktion' liegt noch komplett brach. Das hat auch damit zu
tun, dass das Web hauptsächlich als Info-Medium genutzt wird."
Von "Schlafmützen" bis zu "Pionieren": Vier Gruppen geben über
die Qualitätsunterschiede innerhalb der Branchen Auskunft
BCG untersuchte innerhalb der Branchen die Abweichungen vom Durchschnitt. Je nachdem
wie hoch oder niedrig die Qualität der Webpages ist und wie groß die
Qualitätsunterschiede innerhalb der Sektoren sind, teilt BCG die einzelnen
Industriezweige einer von vier Gruppen zu:
Die Gruppe der "Schlafmützen" hat eine schlechte durchschnittliche
Performance in der Web-Qualität und zeigt auch keine große Abweichung. Sie hat den
Beginn des Internet-Booms verschlafen. Zu dieser Gruppe zählen z.B. die Metallindustrie,
die Baubranche und die Nahrungsmittelhersteller.
In der Gruppe der "Pioniere" ist die durchschnittliche Website-Qualität
gering, die Abweichungen sind aber hoch. Große Abstände zum Branchenbesten üben einen
hohen Druck auf die Nachzügler der Branche aus. Zu den Pionieren gehören die
Finanzdienstleister sowie Transport und Logistik-Unternehmen.
In der Gruppe der "Profis" finden sich die Branchen, deren Website-Qualität
ohne Ausnahme überdurchschnittlich ist. Die Papier- und die Chemische Industrie sind in
dieser Gruppe zu finden sowie überraschenderweise Unternehmen aus Land- und
Forstwirtschaft und Bergbau.
Die Gruppe der "Trendsetter" zeichnet sich durch hohe Durchschnittsqualität
und hohe Abweichungen innerhalb der Branchen aus. Das heißt, es gibt schon viele
Betriebe, die am Datenhighway mit einem ausgezeichneten Online-Auftritt glänzen,
allerdings sind auch einige "Ausreißer" vorhanden. In dieser Gruppe sind die
Dienstleister der Bereiche IT & Internet, Personal, Engineering und Management
enthalten.
Die besten Websites der deutschen Europe's 500
Platz
(D) |
Unternehmen |
Navi-
gation |
Infor-
mation |
Communi-
cation |
Trans-
action |
Website
Quality
Index |
Platz
(EU) |
1 |
NSE Software AG |
16,6 |
17,9 |
14,2 |
0,0 |
48,7 |
8 |
2 |
TDS Informations Technologie AG |
12,5 |
20,5 |
12,0 |
0,0 |
45,0 |
14 |
3 |
Basler AG |
20,8 |
14,8 |
8,7 |
0,0 |
44,3 |
15 |
4 |
Rutronik Elektronische Bauelemente Gm |
11,4 |
13,3 |
12,0 |
7,1 |
43,9 |
16 |
5 |
Brokat Infosystems AG |
19,8 |
11,4 |
10,9 |
0,0 |
42,1 |
22 |
6 |
ACG AG |
18,7 |
10,6 |
8,7 |
3,6 |
41,7 |
23 |
7 |
Bin-Tec Communications AG |
14,6 |
14,8 |
12,0 |
0,0 |
41,4 |
25 |
8 |
Heyde AG |
18,7 |
12,9 |
8,7 |
0,0 |
40,4 |
28 |
9 |
IC Vision Consulting GmbH |
13,5 |
12,2 |
13,1 |
0,0 |
38,8 |
33 |
10 |
Veka AG |
16,6 |
11,0 |
10,9 |
0,0 |
38,6 |
34 |
Die vorliegende Studie führt BCG im Rahmen der strategischen Partnerschaft mit Growth
Plus durch.
BCG beschäftigt sich intensiv mit dem Bereich "New Economy" und
"E-business" - und das sehr erfolgreich, wie der erste Platz im
Forrester-Ranking der Beratungsunternehmen zeigt. Über die iFormation Group ist BCG
zusammen mit General Atlantic Partners, LLC und The Goldman Sachs Group auch über
Investitionen in diesem Bereich aktiv. The Boston Consulting Group wurde 1963 in Boston
gegründet und nimmt heute eine führende Rolle in der Entwicklung von
Unternehmensstrategien und der Gestaltung von Veränderungsprozessen in Organisationen
ein. Als Pionier der strategischen Unternehmensberatungen sind BCG-Konzepte wie die
Erfahrungskurve oder die Portfolio-Matrix selbstverständlicher Bestandteil der
Managementlehre führender Wirtschaftsuniversitäten. Bei BCG arbeiten weltweit rund 3.400
Mitarbeiter, davon sind rund 2.200 als Berater tätig.
ots Originaltext: The Boston Consulting Group Im Internet recherchierbar:
http://recherche.newsaktuell.de
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